Die Wurzeln von Bvlgari

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Bulgari

Niemand würde das vermuten

In der kleinen Gemeinde Paramythia steht die unscheinbare Wiege einer großen Schmuckdynastie, deren Name bis heute für Exzellenz und Eleganz steht.

Dorf im Norden Griechenlands
Gasse Paramythia
Altes Geschäft in Paramythia.
Mike Aßmann Paramythia

Paramythia eine kleine Gemeinde im Nordwesten

Hier, in der kleinen Gemeinde Paramythia im Nordwesten Griechenlands, nahm die Geschichte des legendären Schmuckunternehmens im Jahr 1870 ihren Lauf, allerdings begleitet von einer ganzen Reihe von Unglücken, die die Familie mehr als einmal zwangen, wieder von vorne anzufangen. Der 1857 in der Region Epirus geborene Silberschmied Voulgaris etablierte sich zunächst mit Gefäßen, die vom künstlerischen Erbe des antiken Griechenlands, Roms und Byzanz inspiriert waren. Durch Hingabe und kreativen Ausdruck legte der Patriarch den Grundstein für einen unverwechselbaren Markenstil, der bis heute von der tadellosen Handwerkskunst und den kulturellen Einflüssen der Vorfahren geprägt ist.

Paramythia
Paramythia City
Maria Pliatsika
Markttag
Bäcker in Paramythia
Käsegeschäft in Paramythia

Von Paramythia nach Korfu

Wer das charmante Städtchen zu Fuß erkundet, landet früher oder später vor der historischen Bulgari-Ruine, in der Schmuckgeschichte geschrieben wurde. Paramythia sollte jedoch nur eine kurze Station auf einer langen Reise sein. Nach politischen Unruhen und traumatischen Raubüberfällen zogen Sotirios und sein Vater bereits 1877 weiter auf die griechische Insel Korfu, wo sie ebenfalls eine erfolgreiche Silberwerkstatt gründeten und weiterhin jene Kunst ausübten, die in ihrer Familie seit byzantinischen Zeiten weitergegeben worden war. 1880 verließ Sotirios endgültig Griechenland und segelte mit einem ehrgeizigen Freund, Demetrios Kremos, nach Italien. Zunächst eröffneten die beiden ein Geschäft in Neapel. Nachdem wiederum Räuber 1881 ihr Inventar ausgeräumt hatten, zogen sie nach Rom – Sotirios hatte damals angeblich noch achtzig Cent Lira in der Tasche. Er und Kremos verkauften ihre Waren zunächst über andere Händler, hatten aber bald genug Geld, um ein eigenes Geschäft zu eröffnen. 1884 beendete Bulgari die Partnerschaft und eröffnete sein eigenes Geschäft in der Via Sistina 85 in Rom. Dort verkaufte er Silbergegenstände, Antiquitäten und archäologischen Schmuck, der damals in Rom noch immer beliebt war. 1894 zog das Geschäft in größere Räumlichkeiten um. Im Jahr 1905 zog es erneut um. Saisonale Geschäfte wurden außerhalb Roms an Standorten wie St. Moritz und Luzern eröffnet.

Cafe Kafenion
Paramythia

Der Stil ändert sich

In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts änderten Sotirios‘ Söhne Giorgio und Constantino die stilistische Richtung von Bulgari. Von den 1920er bis 1960er Jahren wurde größter Wert darauf gelegt, Schmuckstücke im Einklang mit der aktuellen französischen Mode herzustellen. Die Stilrichtungen reichten von Edwardian über Déco und Retro bis hin zur Moderne. Archäologischer Schmuck wurde nicht mehr hergestellt. Giorgio leitete das Unternehmen und behielt die Entwürfe stets im Auge. Constantino studierte antike Silberschmiedetechniken, erforschte und schrieb über die Geschichte der Silberproduktion in Italien.

Kühne Entwürfe in den 1960 und 1980er Jahren

Weltweit bekannt wurde das Unternehmen vor allem durch die kühnen Entwürfe der 1960er bis 1980er Jahren. Bulgari nutzt bei seinen Stücken einen einzigartigen Ansatz, bei dem Farbe über Wert liegt, und kombiniert in seinen sofort erkennbaren, auffälligen Designs große und starke Goldglieder mit ineinandergreifendem Stahl, oft umwickelt mit großen, leuchtend farbigen Steinen. Zu den herausragenden Designs im Laufe der Jahre zählen vor allem die dicken Goldhalsketten, die mit antiken römischen Münzen besetzt sind, und die charakteristischen Serpenti-Schlangenarmbänder aus der Art-déco-Zeit. Ringe und Uhren im Vintage-Stil von Bulgari Estate Jewelry erfreuen sich auch heute noch großer Beliebtheit. Neben Schmuck und Uhren steht der Name außerdem für luxuriöse Parfüms und Lederwaren; er wurde zum Synonym für italienische Eleganz und Exzellenz.

Heute gibt es über 300 Geschäfte weltweit

Die Arbeiten der legendären Juweliere sind heute in mehr als 300 Geschäften weltweit zu finden. Ihre sinnlichen Vintage-Designs wurden von Mode-Ikonen wie Elizabeth Taylor getragen, deren berühmte Accessoire-Kollektion mit Bulgari bis heute zu den beliebtesten Kollektionen gehört.

Das aktuelle Familienoberhaupt heißt Nicola Bvlgari. Gemeinsam mit den jüngeren Familienmitgliedern kehrte der Enkel des Gründers im August 2023 erstmals an die Wurzeln in Epirus zurück. Auf dem Programm stand aber nicht nur der Besuch des ersten Geschäftshauses, sondern auch die ehemalige Grundschule, die gerade mit der finanziellen Unterstützung der Familie renoviert und zu einem Kunst-, Bildungs- und Kulturzentrum umgebaut wird.

Zusammen mit der ersten Werkstatt und Goldschmiede von Sotirios Voulgaris soll dieses Gebäude ein Beweis für das bleibende Erbe der Familie stehen.

Bild & Text: The Gourmet Manufactory Est. 2015