Delphi, Stadt des Schicksals

Orakel von Delphi

Ein magischer Ort voller Geschichte

Mit seinem berühmten Orakel, dem Tempel des Apollon und riesigen Wettkampfarenen war der Ort schon in der Antike ein touristischer Hotspot.

Wenn man sein Leben lang von einem bestimmten Ort gehört hat, ist es besonders faszinierend, schließlich selbst einmal dort zu stehen, mit beiden Füßen fest auf durch und durch mythologischem Grund. Ödipus, Brutus, Krösus, Pyrrhos und auch Alexander der Große waren genau hier, an dieser Stelle, um das „Orakel von Delphi“ zu befragen. Für Ödipus ging die Sache besonders bitter aus: Durch einen Hinweis des Orakels erfuhr er, wer er in Wirklichkeit war – ein Königssohn, der seine leiblichen Eltern nie kennengelernt hatte und im Mannesalter zunächst unwissentlich seinen eigenen Vater erschlagen hatte, um dann ebenso ahnungslos dessen Witwe (ergo seine eigene Mutter Iokaste) zu heiraten und mit ihr eine Familie zu gründen. Nach dieser Enthüllung erhängt sich Iokaste und Ödipus blendet sich.

Ausgrabungen in Delphi
Fotograf Plattenfotoapperat

Das Orakel im Kreis der Pythia

Die Geschichte des Ödipus ist ein Klassiker der griechischen Mythologie und ein menschlicher Krimi, mit dem sich heute True-Crime-Podcasts beschäftigen würden. Sein Schicksal war jedoch längst nicht das einzige, das sich an diesem Ort entschied. Kriege, Thronnachfolgen und persönliche Streitigkeiten wurden dem Orakel ebenso vorgetragen wie Fragen zur eigenen Zukunft. Seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. war der Berg am Hang des Parnass das Reich der „Pythia“. Nur diese Priesterin durfte den Tempel des Apollon betreten. Zu festgelegten Zeiten konnten die Griechen aus dem ganzen Land sie aufsuchen und um Rat bitten.

Kultstätte Dellphi
Schrifttafel in Delphi
Sonnenstrahlen Delphi
Griechischer Tempel

Es kam auf den Geldbeutel an

Während der Weissagungen hockte sich die Pythia auf einem Dreifuß über eine Erdspalte, aus der ethylenhaltige Gase austraten, wie man heute weiß. Sie war also „stoned“, könnte man sagen, und traf in einem heftigen Trance-Zustand oft recht wirre Vorhersagen, die von den Ratsuchenden mühsam interpretiert werden mussten. Die Qualität der Antwort hing zudem vom Geldbeutel ab: nur die begüterten Klienten wurden individuell beraten und bekamen ausführliche, wenn auch oft rätselhafte Antworten. Die Ärmeren mussten mit einem Ja-Nein- Orakel vorliebnehmen. Die Pythia griff dann in einen Behälter mit weißen und schwarzen Bohnen und nahm eine von ihnen heraus: Weiß bedeutete Ja, schwarz Nein.

Schwarze und weiße Bohnen
Drei Säulen
Delphi Stadt des Schicksals
Tempel des Orakel

Erkenne Dich selbst

Welche Fragen man dem berühmtesten Orakel der Welt heute wohl stellen würde? Wie sich der Bitcoin entwickelt oder ob die Liebe hält? Da vom Tempel nur noch die Säulen stehen und seit dem Verbot aller Orakelstätten durch den christlichen Kaiser Theodosius I. im Jahr der 391 n. Chr. hier oben auch keine Pythia mehr wartet, bleibt die Fragestellung hypothetisch. Der Überlieferung zufolge sollen am Eingang die Inschriften „Erkenne dich selbst“ (gnôthi seautón, γνῶθι σεαυτόν) und „nichts im Übermaß“ (μηδενV ἄγαν, medèn ágan) angebracht gewesen sein. Das Orakel hatte einen großen Einfluss auf die antike griechische Gesellschaft und wurde als eine wichtige Quelle der Weisheit und Führung angesehen – als Mittelpunkt der Welt, wie man damals annahm. Der Legende nach soll Zeus zwei Adler von jeweils einem Ende der Welt aufsteigen gelassen haben, die dann in Delphi wieder aufeinandertrafen.

Außerdem habe er einen Stein („The Navel“) vom Himmel fallen lassen und damit das Zentrum der Welt zu entdecken. Mit dem Stein und den Flugtierchen wurde Delphi damit nicht nur im übertragenen Sinn zum „Nabel“ der Welt.

Delphi Orakel
Besuch in Delphi
Tempelüberreste

5.000 passten ins Theater

In der Antike war Delphi allerdings nicht nur wegen seines Orakels und dem Heiligtum des Apollo ein Besuchermagnet. Mit den Pythischen Spielen, auch Delphische Spiele genannt, verwandelte sich der Ort alle vier Jahre in ein riesiges Veranstaltungszentrum für Kultur und Sport. Menschen aus dem ganzen Land pilgerten zu den Wettkämpfen, die im Theater mit seinen gemauerten Tribünen mit Platz für 5.000 Personen oder im Stadion ausgetragen wurden. Anfangs gab es nur musikalische Disziplinen wie Flötenspiel, später kamen gymnastische Wettkämpfe und die Wagen- und Reiterrennen hinzu. Damit die Menschen sorglos an- und abreisen konnten, galt für die Zeit dieses Events der heilige Delphische Frieden, der drei Monate andauerte. Die Begeisterung des Publikums ist überliefert: Zahlreich strömte es aus ganz Griechenland herbei und bescherte der Stadt beträchtliche Einnahmen. Die Agora, ein Kunstmarkt, der zu den Spielen stattfand, war zudem ein bedeutender Handelsplatz für Kunstgüter.

Theater in Delphi

Das Stadion 178 m lang

Es klingt vielleicht verrückt, doch wurden viele Sportarten ganz ohne Kleidung ausgeübt. Und dem Jubel der Zuschauen haben die Athleten alles aus sich herausgeholt, um am Ende als Sieger geehrt zu werden.

Stadion in Delphi
Infotafel Stadion Delphi
Informationstafel
Laufbahn

Das Museum von Delphi

Wenn ihr noch Zeit und Lust habt, dann schaut auf jeden Fall auch im Delphi Museum vorbei. Dort gibt es so viele wundervolle Exponate, dass es sich lohn etwas Zeit mitzubringen. Lasst Euch verführen auf eine kleine Reise durch das Antike Delphi zu gehen. Macht dabei immer wieder eine Pause, schließt eure Augen und atmet die Magie des besonderen Ortes.

Delphi Stadt des Schicksals

Museum von Delphi
Fresken Delphi
Delphi Stadt des Schicksals
Skulpturen Delphimuseum
Marmorfiguren Delphi
Pferdewagen Delphi
Götterfigur Delphi
Zeus Kopf Delphi

Ein Besuch von Delphi lohnt sich

Die insgesamt 300 Höhenmeter, die man abwechselnd über Kieswege und Treppen erklimmen muss, sind ihre Mühe wert. Hier oben atmet der Mythos, hier ist antike Geschichte tatsächlich zum Greifen nah. Wenn wir wieder hier unterwegs sind, dann ist der Besuch dieses einzigartigen Orten schon wieder ganz fest eingeplant.

Delphi Griechenland
Delphi Stadt des Schicksals

Bild & Text: The Gourmet Manufactory Est. 2015

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