Auf den Spuren Albrecht Dürers
Albrecht Dürer schließt sich 1494 mit 23 Jahren einer Gruppe von Nürnberger Kaufleuten an, die durch das Etschtal nach Venedig gelangen wollen. Auf sich allein gestellt zu reisen ist schlichtweg zu gefährlich. Bei Trient führt der Fluss so viel Hochwasser, dass der Tross ins nahe Gebirge ausweicht. Dürer findet im Cembratal Motive, die er in Skizzen festhält, nach denen im heimischen Atelier die Aquarelle entstehen. Eine der herausragendsten Arbeiten zeigt das Schloss Segonzano, einen mittelalterlichen Bau mit zinnengekrönten Mauern und Türmen aus dem 13. Jahrhundert, auf einem Felsvorsprung oberhalb des Wildbachs Avisio, auf dem das Holz für den Bau der Venezianischen Flotte transportiert wird. Der heute nach dem Maler benannte Weg, den Steine mit seinem Signet säumen, das der geschäftstüchtige Künstler zu einer Art Markenzeichen gemacht hat, folgen zu seiner Zeit die Bauern mit Ochsenkarren, um das Getreide im Tal mahlen zu lassen. Viel später wird es vor allem Mais sein.
Polenta gehört zu den beliebtesten Speisen
Noch heute gehört Polenta zu den beliebtesten Speisen, die Bewohner Norditaliens bezeichnen sich selbst scherzhaft als Polentoni. Der Dürerweg führt uns vom Heiligen See aus über die idyllischen Dörfer Cembra und Faver durch Weinberge, an Obstbäumen und Erdpyramiden vorbei bis in das winzige Städtchen Piazzo, wo sich in der Nähe der Kirche hinter einem Torbogen aus Naturstein das Weingut Barone a Prato befindet. Die Fassade ist mit Efeu bis zum ersten Stock zugewachsen. Der Gang im Gebäude führt bald in die Kellerräume, die in den Berg hineingetriebenen Gewölbe empfangen uns an diesem warmen Spätsommertag mit angenehmer Kühle. Übermannshohe Holzfässer, in den Regalen in Papier verpackte Weinflaschen, Tafeln aus dunklem, starkem Holz – überall stoßen wir auf Gediegenheit und jahrhundertalte Erfahrung.
Auf dem Dürerweg zum Weingut Barone a Prato
Das von Patrizia und Paolo a Prato geführte Weingut stellt die gelungene Synthese zwischen dem herausfordernden Charme der Gegenwart und dem erworbenen Wissen in der Herstellung erlesener Weine dar. Seine Geschichte reicht bis ins Jahr 1885 zurück, als der Önologe Giovanni Napoleone a Prato die Rebsorten Pinot Noir und Cabernet in Segonzano einführt, Reben, die heute in der vierten Generation der Familie mit Liebe angebaut werden. In den letzten Jahren hat das Unternehmen seine Produktion um Gewürztraminer und Chardonnay erweitert. Sorgfalt in jeder Phase der Weinproduktion zeichnet das Weingut aus, das seine Weine nach traditionellen Methoden produziert. Die Weinlese erfolgt immer noch ausschließlich per Hand.
In den Räumen kann alles unter Beratung der Winzer probiert und erworben werden, u.a. der Chardonnay „SOL“ von belebend gelblicher Farbe und einem Bouquet, der an frische Äpfel erinnert. Der Cabernet „Scalco“ hat seinen Auftritt in rubinroter Farbe, die violette Schattierungen aufweist. Sein Aroma trägt Noten von Heu, Himbeeren und Tabak.
Picknick mit Pinot Nero und Gewürztraminer
Wir entscheiden uns für den Pinot Nero „Castelsegonzano“ und den Gewürztraminer „559 Lu.Lu“, weil wir meinen, dass mindestens zwei Flaschen dem Tag angemessen sind, und zwar ein roter und ein weißer Wein. Wir erhalten einen Picknickkorb und breiten uns im Schatten eines großen Walnussbaums auf Decken aus. Mit Blick auf das Schloss Segonzano, das nach Brand und Raub vor 200 Jahren allerdings nur noch als Ruine erlebbar ist, genießen wir den Wein und was der Landstrich noch an kulinarischen Köstlichkeiten hergibt: Schinken, Wurst, Käse, Brot. Natürlich werden Weingläser mitgegeben.
Weine, berauschend, elegant und ein Hochgenuss
Der Gewürztraminer „559 Lu.Lu“ ist trocken, leicht berauschend, mit einem charaktervollen Bouquet und dem erwarteten typischen Geschmack sowie einem nachhaltigen Abgang. Der Pinot Nero „Castelsegonzano“ ist der Stolz des Kellers, ein eleganter und dennoch im besten Sinne süffiger Rotwein, der erfrischend wirkt und an dessen Geschmacksnote man sich noch lange erinnert wie an diesen herrlichen Tag im Cembratal. Die reizende Winzerin Patrizia fährt, wenn einem die Beine schwergeworden sind und man freundlich nachfragt, die Wanderer zurück nach Cembra.
Anmerkungen der Redaktion: Vielen Dank an unseren Redakteur Michael G. Fritz und Patricia e Paolo a Prato. Wir testen den Wein vom Weingut Barone a Prato. Vielleicht findet der eine oder andere Tropfen seinen Weg in die Foodboutique.
Kontaktdaten:
Patricia e Paolo a Prato
Weingut und Weinberge Cantina Barone a Prato dal 1885 a Segonzano, TN, frazione Piazzo, n 44
Telefono | Whatsapp :+39 3477593662
paolo@baroneaprato.com
Michael G. Fritz
Bild & Text: Cantina Barone a Prato, Michael G. Frit